Bericht 12

 

So, jetzt bin ich (Peter) mal dran zu schreiben, Vivian ist auf „Treckingtour“, aber davon später. Am 27.11. gings nach Sarmiento. Dort liegen in einer furchtbar erodierten Wüstenlandschaft alte Baumstämme rum aber die sind nicht aus Holz, nein alle versteinert. Zum Teil führt der Weg über massenweise verstreut liegende Holz- nein Steinsplitter von dunklem bis hellem Rot, tiefem Braun bis hellem Beige.

Anschließend ging’s weiter zum Lago Argentino und auf die Ruta 40, jetzt kommt nur noch Schotter. In den Cuavos del Manos haben wir die Kritzeleien aus prähistorischer Zeit – Jagdbilder und viele, viele Handabdrücke – bewundert.

Bis zum Nationalpark Perito Moreno sind uns in 2 Stunden ganze 4 Fahrzeuge begegnet! Schon im Park – wir müssen natürlich wieder ans äußerste Ende – auf furchtbar schlechtem zerfahrenem Feldweg wird mir die Zigarette wieder zum Fenster rein geblasen, oben ins Hemd, durch rasches Schütteln auf die Hose und den Sitz. Der Ehrgeiz, wegen solcher Lapalie nicht an zu halten wurde durch eine kleine Brandblase auf meiner Heldenbrust, zwei Löcher in der Hose ( an blöden Stellen ) und einem Brandfleck im Polster belohnt. Vivans Kommentar blieb natürlich nicht aus:“ Immer diese Scheißraucherei beim Fahren !“ Na ja, dieser Wind schüttelt uns schon recht kräftig. Und sonst vertragen wir uns immer noch prima! Es herrscht ein eisiger Wind und als wir am Morgen aufstehen wirbeln uns die Schneeflocken um die Ohren. Aber Wandern soll ja gesund sein und wir machen eine Tour um den Berg. Ohne Weg aber mit Kompass – ja, man wird vorsichtig im Alter! Sogar Orchideen wachsen hier noch, sie heißen auf deutsch übersetzt „Schuh der Jungfrau“ , auch alle möglichen Viecher sind hier unterwegs Guanakos, Hasen, Füchse, Adler und der Kondor aber einen Puma sehen wir nicht, denn der sieht uns vermutlich viel eher. Nur die Reste seiner Mahlzeiten begegnen uns ab und zu – zerpflückte Guanokos. Nach einer Übernachtung bei einer Estancia mit Abendessen in der guten Stube erreichen wir El Chalten beim berühmt berüchtigten ( bei Bergsteigern wegen seiner schwierigen Besteigung – riesige Granit Säule ) Fitz Roy. Ich nehme an, dass es einer der meist fotografierten Berge Süd Amerikas ist. Alles will ihn ohne Wolken auf „die Platte“ bannen aber kaum einer schafft es. Dort treffen wir wieder mal Susanne und Michele, die wir schon aus Igauzu kennen und unternehmen mit ihnen eine Wanderung. Wir müssen natürlich wieder über die übelste Piste bis zum Ende des Parks fahren, werden aber mit tollen Blicken belohnt. Nur diese verdammten Biester von Forellen wollen weder meinen Blinker, noch den Mais, noch die Fliege an meinem Haken schnappen. Ich glaube die lachen mich aus. Zum Glück nimmt es Vivian ohne Kommentar hin und lobt meine Ausdauer. Sie ist und bleibt halt doch die beste Reisepartnerin.

Nächste Station war der Perito Moreno Gletscher ( es gibt einen Ort, einen Nationalpark und einen Gletscher gleichen Namens alle drei liegen jedoch viele Kilometer auseinander! Senor Moreno war einer der hier viel für die Natur übrig hatte). Hier haben wir auch unsere Reisekumpanen Udo und Birgitt mit ihrem 911er Mercedes-Rundhauber (das grüne Monster) wiedergetroffen (sie waren mit uns auf dem Schiff) und Wlli und Klaas mit Hund Paula kennengelernt. Sie sind seid vielen Jahren auf Reisen. Es ist einer oder der einzige Gletscher der noch wächst und man sitzt am Hügel gegenüber ca. 50 Meter von der 60 Meter hohen Gletscherwand entfernt, die in einen See mündet und schaut zu wie ab und zu riesige oder auch kleinere ( ungefähr Kirchturm große) Teile abbrechen und unter Donnergetöse in den See stürzen. Das Schauspiel verfolgen wir  zwei Tage, zum Teil bei herrlicher Sonne die das Eis immer wieder in verschiedenen Blautönen schimmern läßt. SUPER!!!

Zurück in El Calafate leisten wir uns ein sehr gutes Mittagessen, holen die Wäsche von der Wäscherei, gehen zur Bank, ins Internet, auf die Post und kaufen ein ( unter Anderem ein Zelt im Supermarkt für ca. 14.- Euro, dazu später mehr). 130 Kilometer später erwischt es uns mit dem ersten Platten – das musste ja mal kommen, bei dem Tempo und den vielen Mördersteinen auf der Piste. Nach vierzig Minuten ( war ja das erste Mal !!!) war das erledigt und wir übernachten mitten in der Pampa.

Oh Schreck! Der Akku vom Laptop ist leer und die Batterie vom Auto zu schlapp fürs Ladegerät. Also lassen wir doch einfach den Motor ein Weilchen laufen – hoffentlich hört mich kein Parkwächter aber nachts um elf  haben die eh Feierabend. Der Reifen ist wieder geflickt (sog. Gomerias – also Reifenflicker, gibt es hier in jedem Kaff . Reifen werden so lange geflickt bis sie wegfliegen oder abfackeln. Erst dann wird nach Ersatz gesucht und nicht wegen einem Loch oder gar wegen so unwichtige Nebensächlichkeiten wie Profil!).

Wir fahren über die Grenze nach Chile und in den Nationalpark Torres del Paine. Vivian will unbedingt eine 8 – in Worten: achttägige „Treckingtour“ machen. Also wir fragen in der  sauteuren Hosteleria nach Mietmöglichkeiten für Ausrüstung – denkste – der freundliche Typ von der Rezeption leiht uns seinen Rucksack. Beim Versuch über den Mietpreis zu sprechen winkt er nur ab. Also wir am nächsten Morgen mit Birgit und Udo losmarschiert. Volles Gepäck mit Zelt (Supermarkt !), Isomatten, Schlafsäcke, Verpflegung für ca. 8 Tage!!! Vivian mit geliehenem Rucksack, ich mit unserem Tagesrucksack ( geeignet zum Ski- und Radfahren also wenigen Kilo!) und noch einem Ortliebsack hinten drauf geschnallt! So ein Teil ist halt nicht für über 15 Kilo gebaut und schmerzte schon nach kurzer Zeit an Schlüsselbein und über der Hüfte. So war das Laufen kein rechtes Vergnügen und nach einer unruhigen Nacht im Minizelt mit diversen Duschen vom Kondenswasser (kein Überzelt!) habe ich Vivian überzeugt, dass ich zurück gehe und sie die Tour mit den beiden Freunden macht. Wollte sie natürlich erst nicht – mich alleine lassen. Hin und her wir haben es dann doch so gemacht und ich vergnüge mich jetzt mit der Erkundung des Parks. Habe mir einen Riesentopf Spagetti mit Erbsen und Thunfisch gemacht – was Anderes war nicht mehr da – na ja Linsen hätte ich auch noch machen können, dauern aber so lange und von diesem Topf zehre ich nun. Stimmt auch nicht ganz, denn ein Mal bin ich, nicht ganz billig in einem schicken Hotel (davon gibt es hier im Park Stücker drei aber sauteuer!) zum Mittagessen gewesen.

Schluss für heute, den Rest der Geschichte und wie es Vivian ergangen ist erfahrt ihr in drei Tagen, solange muss ich noch warten. Kann mir überlegen wie ich die angebrochenen Tankhalterungen  notdürftig repariere – denke mit Gurten müsste das zu machen sein. Unsere Hoppser über Kuhgitter, Brücken, Schlaglöcher etc. waren wohl zu viel oder zu schnell für die vollen Tanks. Kannste ja bei ca. 100 Sachen auf Schotter nicht einfach auf die Bremse latschen wenn so was einfach aus dem Nichts auftaucht ! Bevor ich sie verliere und noch drüberfahre werde ich sie mit Gurten sichern. Aber jetzt kommt wieder Vivian dran, allerdings konnte ich mir ein paar Kommentare nicht verkneifen – in Klammern mit P. gekennzeichnet.

 

War das eine Überraschung, als ich nach 6 Tagen an die Bremachtür klopfte. Ehrlich gesagt war ich heilfroh, dass Peter schon vor der verabredeten Zeit an unserem Platz war. Noch eine Nacht in dem Supermarktzelt hätte mir nicht so gefallen, denn Schlafsack und Isomatte waren nass.

Nachdem ich den „Abschiedsschmerz“ von meinem Schatz überwunden und die Sorge um ihn – schafft er den Weg zurück- verdrängt hatte (oh je, bin ich denn schon sooo alt und gebrechlich ??? Kann ich nicht mehr einen Tag , d.h. ca. 6 Std. alleine wandern ???Mir ging es seeeehr gut dabei!!! P.) konnte ich mich wieder der Schönheit der Natur widmen ( siehste, kaum um die Ecke und schon hat sie mich vergessen! P.). Der 2. Wandertag ging durch blühende Wiesen, zartgrüne Frühlingswälder, über Bäche ohne Stege, umgestürzte Bäume und viele andere Hindernisse. Nach bereits 5 gewanderten Stunden musste der Weg durch ein weit ausgedehntes Sumpfgebiet gefunden werden. Ganz zum Schluss, das Camp war schon in Sichtweite, mussten wir über Felsen noch ca. 100m steil absteigen. Ziemlich erschöpft kamen wir nach 7 Stunden an. Nach dem selbst gekochten Essen, Kocher, Töpfe alles mitgeschleppt, gingen wir gut gelaunt zum Refugio. Dort trafen wir den Gaucho, der uns unterwegs mit seinen Packpferden überholt hatte wieder. Mit dem Hüttenwirt wurde es dann ein feuchtfröhlicher Abend. Wie beim Skifahren entpuppte sich der 3. Tag als sehr anstrengend, war es wegen des Roten? Aber tolle Aussichten auf Gletscher, Seen und vorbeisegelnde Kondore entschädigten für alle Strapazen. Die 3. Nacht direkt unter dem Gletscher war für mich recht kalt und nass – Regen von außen, Schwitzwasser von innen. Doch am nächsten Tag stieg ich frohgemut den Paso Garner hoch. Stolz wurden Gipfelphotos gemacht und dann ging es an den Abstieg. Das war zum Teil so steil, dass ich ein Seil zum Sichern vermisst habe. Das kam dann auch noch, mit dem schweren Rucksack musste man sich an einem Seil einen Steilabhang hinunterhangeln. Verbissen wie ich nun einmal bin, habe ich das gemeistert, insgeheim mit wackligen Knien. So ging es dann noch 2 Tage weiter, über Hängebrücken, Baumstämme, Leitern an senkrechten Felsen hoch, quer über abgerutschte Hänge, jedoch immer mit tollen Aussichten belohnt. Eine Nacht verbrachten wir direkt über dem Gletscher. Aus meinem Zelt konnte ich auf die Spalten runterschauen. Am 6. Tag machte Birgit dann wegen großer Schmerzen an der Achillessehne schlapp. Vom Lago Pehoe, der einzigen Möglichkeit aus der Rundtour auszusteigen, fuhren wir mit Schiff und Bus zurück. Abschließend muss ich sagen war es ein tolles Erlebnis, das mich immer wieder an meine Grenzen führte mich aber mit Stolz über die erbrachte Leistung erfüllt. Doch mit einem für den Strand geeigneten Zelt und einem geliehenen, schlecht sitzenden Rucksack würde ich diese Tour nicht mehr machen.

 

17.Dezember (Peter)

Heute wurde alles getrocknet, wieder verpackt und ohne viel Gelaufe ein Relaxtag verbracht. Abends gibt es noch ein paar Gläschen Vino weil Susanne und Michelle und Georg und Irmi eingetroffen sind.

Wir sind nochmals zum Lago Grey, haben dort gut gegessen und einem Motorradfahrer Pärchen meine Isomatte vermacht weil seine durchgescheuert war.

Über Punta Natales ging es nach Punta Arenas. Soll die schönste Stadt auf Feuerland sein – na ja! Laut Touri-Info soll es auf der Fähre Tickets geben. Also wir am Sonntag hin – nix Ticket – completo! Mal abwarten! Nachdem das erste Auto drauf fährt winkt mir der Uniformierte zu. Ich: nada ticket. Er: embarke, embarke. Schon etwas ungeduldig. Also ich ruck zuck rückwärts drauf, Vivian an der Schlage vorm Schalter vorbei und Ticket gekauft – fertig. Drei Stunden ging’s bis Porvenir – langweiliges Kaff also gleich weiter. Wieder mal Platten aber dies mal geht es schneller – 14 Minuten! In Rio Grande noch ein Rodeo angeschaut und fettige Wurst gegessen – Schatzi geht es nicht so gut.

20.12.

Ihr geht es besser! Nach Reifen geschaut. Angeblich findet man unsere Größe in Chile eher. Also noch mal flicken lassen. Schlosser auch gefunden und alle 6 Tankhalterungen neu geschweißt und verstärkt : 5 Stunden Arbeit – 220,- Pesos = 70.- €.

21.12       

Am Rio Grande stehen schon Udo und Birgitt und Susanne und Michelle und warten auf uns. Es findet ein Wettangeln statt. Einzig Udo hatte einen dran aber der war zu schwer für seine dünne Schnur oder umgekehrt, jedenfalls gab es Spagetti.

22.12.

Ab nach Ushuaia. Am Hafen viele Reisebekanntschaften wiedergetroffen und nach einem guten Essen hoch zum Andino Camping am Skilift. Michelle rasiert mir die Haare bis auf 3 mm ab. Da müssen wir gleich in die Stadt eine Mütze kaufen. Dabei entdecken wir das last- minute-Angebot für eine 14 tägige Arktisfahrt. Erst mal Kaffeetrinken und überlegen ob wir uns das leisten können. Können wir eigentlich nicht aber buchen trotzdem!

24.12.

Abends gibt es großes Assado in der Campingkneipe und mit viel Vino wird es recht lustig!

25., 26.12.

Auto abgeschmiert und gerichtet/gefummelt und abends gegrillt. Michelle hat Vivian verdorbene Würstchen serviert, deswegen liegt sie den ganzen Sonntag flach.

27.12.

Heute geht es los! Geld besorgt, Ticket bezahlt und bei gutem Essen Abschied von Susanne und Michelle gefeiert. Dirk und Luzette aus Belgien konnten wir noch überreden auch auf Arktisexpedition mit zu kommen.