Bericht 16

 

Von Tucuman in den Norden von Argentinien

Heute am 16.03. geht die Fahrt mit neuer Steckachse und geleertem Konto weiter – Yipiiii!!! Durch ein immergrünes Tal geht es mit einem kurzen Abstecher bei den Menhiren (sämtliche Menhire der alten Indianervölker sind hier zusammengetragen worden) zu der wiedererrichteten (Grundmauern) Indianerfestung „Quilmes“. An einer strategisch sicheren Stelle haben sich hier die Quilmesindianer gegen die spanischen Eroberer jahrzehntelang wehren können. Am Ende wurden die letzten 1000 Überlebenden über eine mörderische Strecke von über 1300km nach Buenos Aires getrieben. Nur wenige überlebten diesen Zug. Heute trägt lediglich eine Biermarke diesen Namen. Cafayate das Tourizentrum des Nordens erleben wir recht ruhig und verlassen. Im Nachbarort steuern wir den Camping an wo uns 3 Lausejungen ganz schön auf die Pelle rücken. Ich habe ganz schön Mühe die Drei aus meinem Häuschen rauszuhalten. Am nächsten Tag geht die Fahrt weiter durch bizarre Schluchten. In Cachi muss Peter mal wieder eine Kirche besichtigen. Ich kenne meinen Peter nicht wieder, er ist begeistert! Das Dach, der Beichtstuhl – Peter klopft an, ich glaube er bereut seine Bosheiten, leider ist gerade kein Pfarrer da, der ihm Erleichterung verschaffen könnte – und der Altar sind aus Kaktusholz gemacht. Als wir dann im Cafe sitzen kommt ein mit trockenem Kaktusholz voll beladener LKW angefahren. Wir dachten diese Kakteen stehen unter Artenschutz?? Neugierig wie wir sind fragen wir gleich danach. Indios dürfen sich das Holz der umgestürzten Kakteen holen, werden wir belehrt ( wie wir später erfahren dient es als Osterfeuer vor der Kirche). Auf der Ruta 40 wollen wir unsere Fahrt fortsetzen, die kann ja nicht so schlecht sein!! Bereits nach wenigen Kilometern kommen Zweifel auf. Bald müssen wir uns wieder Steine aus dem Weg räumen, Hänge abgraben und Steine aus dem Flussbett entfernen. Als wir an einem einsamen Häuschen vorbeikommen fragen wir, ob der Weg passierbar sei. Eine Indigena meint, gestern sei auch ein Auto vorbeigekommen. Also wagen wir die Weiterfahrt, zum Umkehren ist es sowieso mal wieder zu spät. Plötzlich kommt eine Lamaherde auf uns zu gestürmt. Das Leittier ist so neugierig, dass es bis an unser Auto kommt. Als es allerdings seinen Kopf reinstecken will mach ich mal lieber das Fenster zu. Man kann ja nie wissen, ob diese Tiere plötzlich spucken. Unsere Abenteuerfahrt führt uns auf den „Abra del Acay“ 4875m. Auf der Passhöhe treffen wir auf zwei holländische Radler, die wir natürlich zum Vesper einladen. Auch die anschließende Fahrt bergab ist schwierig. Es geht auf ausgewaschenen Wegen durch Schotter, Sand und Staub bis San Antonio de las Cobres. Mehr als einmal denken wir an die „armen Fahrradfahrer“. Von San Antonio (3800m) sind wir etwas enttäuscht. Es ist eine triste Bergarbeitersiedlung und gleichzeitig letzte Bahnstation für den „Tren de las nubes“. Kurz hinter dem Ort steht ein alter, grüner Unimog, kaum zu glauben hier treffen wir Martin und Christiane von der Carretera Austral wieder. Die Freude ist groß und wir verbringen einen lustigen Abend zusammen. Nach einem kurzen Abstecher zum Viadocto Volporilla, wo ich natürlich die 80 m bis hoch kraxeln muss, fahren wir die Ruta 40 durch den Altiplano zu den Salinas Grandes. Auf einem Damm kann man den Salar überqueren. Leider steht noch Wasser auf dem Salar, so dass wir auf eine Fahrt mit unserem Auto über den Salzsee verzichten. Ein kurzer Spaziergang muss genügen! Pumamarca vom Reise Know how hochgelobt enttäuscht uns etwas. Doch kurz nach  dem Ort finden wir einen Platz zum Übernachten.

Tilcara am Palmsonntag ein Erlebnis!!! Gottesdienst findet im Freien vor der Kirche statt. Am Platz rund herum haben sich schon Musikgruppen formiert. Nach dem Segen geht es los. Trommeln, Rasseln, Flöten – ein Heidenlärm. Der Blumenbogen über dem Kreuz wird geplündert. Auf dem Platz ist ein Kunsthandwerksmarkt, wo wir für Souvenirs viel Geld lassen. Die ersten Humitas und Tamales schmecken uns gut. Dann geht es die Quebrada, die in allen Farben leuchtet, entlang. Humahuaco Camping Carolinas heißt unser Nachtplatz. Der Besitzer ist superaufmerksam und freundlich. Er will gar nicht mehr aufhören zu quatschen. Im Dunkeln wandern wir in den Ort, der mit seinen Straßenlaternen romantisch erscheint. Die Dorfkirche hat einen riesigen goldenen Altarraum – Inkagold?!

Auf dem Rückweg nach Salta, wo wir meinen Geburtstag feiern wollen, besuchen wir die alte Indianersiedlung „Pucara“. Dicke Steinmauern, ohne Mörtel, das Dachgebälk aus dickem Kaktusholz ist diese Siedlung prima restauriert. Nach so viel Staub tut das Bad in den Termas de Reyes uns sehr gut.

Als wir am 23.03. in Salta auf dem Camping ankommen und noch keiner da ist bin ich etwas verzagt. Doch als wir nach einem Stadtbummel zurückkommen sind Udo und Birgit da – meine Freude ist riesig! Und noch mehr freue ich mich als plötzlich Martin und Christiane auch noch auftauchen. Leider ist von meinen vielen eingeladenen Freunden von daheim keiner gekommen, lauter fadenscheinige Ausreden.

Am 24. gehen wir alle gemeinsam in die Stadt, die Autos lassen wir sicher auf dem Campingplatz stehen. Als wir zurückkommen müssen wir mit Schrecken feststellen, dass unser Auto aufgebrochen wurde. Mit einem Stein haben die Diebe das kleine Beifahrerfenster eingeschlagen. Das Bedienteil des Radios, Fernglas, Sonnenbrillen, CDs und die alte Digikamera sind weg. Aber anscheinend waren es keine Profis, denn genau neben der alten lag die neue Kamera, allerdings in einem alten Stoffbeutel verpackt, gut sichtbar hing auch der Höhenmesser im Fahrerhaus, außerdem können sie mit nur dem Bedienteil des Radios gar nichts anfangen (wir aber leider auch nichts mit dem Radio ohne Bedienteil!). Nach kurzer Suche fanden wir mein leeres Brillenetui und Peters geschliffene Sonnenbrille wieder. Auf dem Polizeiposten bekamen wir etwas Einblick in die Ausrüstung der hiesigen Polizei. Die Anzeige wurde auf einer alter Reiseschreibmaschine auf die Rückseite eines bereits benutzten Blattes geschrieben. Bin mal gespannt, was die Versicherung in Deutschland dazu sagt?! An diesem Abend kamen wir nicht so richtig in Feierlaune.