14. Bericht 

 

Richtung Norden – Carreterra Austral – Los Lagos

Nach unserer letzten Nacht an Bord der Explorer waren wir sehr gespannt, ob der Bremach immer noch unversehrt auf dem Campingplatz steht. Ein Stein fiel uns vom Herzen als wir mit dem Taxi angefahren kamen und unser Auto dastand. Jetzt flugs die Wäsche zum Waschen und alles fürs Weiterfahren richten. Aber so schnell kamen wir dann doch nicht weg. Wir mussten mit unseren Antarktismitreisenden ausgiebig Abschied feiern. Wer errät wie wir das machten?

Letztendlich landeten wir dann noch im Nationalpark Tierra del Fuego am Ende der südlichsten Strasse der Welt, wo wir auch den schönen alten Hanomag mit Steffi und Olaf wieder trafen. Obwohl es landschaftlich traumhaft schön hier ist zieht es uns gen Norden. Wir wollen wieder einmal draußen in der Sonne sitzen und neue Reifen brauchen wir auch. Gibt es Reifen in Punta Arenas in der Freihandelszone, diese Frage und das Bangen um den nächsten Platten begleiten uns. Wochentage haben wir auf unserer Reise abgeschafft, die Anderen aber nicht. Sonntags sind die Reifenhändler zu. Was nun? Autorennen bei stürmischem Wind – was solls? Am Montag sind wir schon früh (10 Uhr!!!) in der Zona franca und fragen uns von einem zum anderen Reifenhändler durch, fast hatten wir die Hoffnung schon aufgegeben, doch dann gab es doch 4 neue Reifen, jetzt kann Peter wieder so richtig losdüsen. Das ist auch nötig – über 700km bis zur chilenischen Grenze am Lago General Carrerra. Weil wir wissen, dass wir zu Beginn der Carreterra Austral nicht einkaufen können, müssen wir Gemüse, Käse und Wurst nach Chile schmuggeln. Der Zöllner wollte dann nicht einmal ins Auto schauen und wir haben uns solche Mühe gegeben beim Verstecken.

Die Straße am Lago General Carrera gehört wirklich zu den schönsten Routen in ganz Patagonien. In teils abenteuerlichen Kurven führt der Weg am Steilufer des Sees entlang. Es gab immer wieder tolle Blicke auf dessen blaugrüne Buchten mit den Gipfeln des Patagonischen Eisfeldes dahinter. Nach einigen Tagen der absoluten Einsamkeit genießen wir den kurzen Besuch in Coyhaique, eines kleinen Städtchens, das total auf den Tourismus aufgebaut ist. Leider haben wir Pech mit dem Wetter, so dass wir die schöne Umgebung links liegen lassen und weiterziehen. Die Straße?? Wird immer schlechter, an vielen Abschnitten wird repariert und wir versinken im Schlamm. Was tun die Fahrradfahrer bei diesen Verhältnissen? – da geht nur noch Schieben und bis über die Waden im Schlamm waten.

Inmitten des undurchdringlichen Regenwaldes taucht plötzlich ein Campingplatz auf und wir verbringen den Tag im Urwald am See, rund um uns alles grün, mannshohe rot blühende Fuchsiensträucher, verschiedenste Orchideen und viele uns unbekannte Blumen und Bäume.

Nach einigen Tagen gelangen wir an den ersten Pazifikfjord. Still liegt das Meer vor uns, der Wald wächst schier bis ins Wasser. Ab und zu sehen wir ein kleines Fischerboot und einen kleinen Ort – lauter Holzhäuschen- idyllisch anzuschauen, aber zum drin wohnen bei diesen Temperaturen- na ich weiß nicht.

Heute scheint die Sonne und alles sieht noch einmal so schön aus. Es geht weiter durch wunderschöne Täler, über Berge und wilden Flüssen entlang. Peter hält mal wieder Ausschau nach Forellen, aber irgendwie hat er kein Glück beim Angeln. Der Zweck der Pangue-Pflanze, einer Art Rhabarber ist uns bei dem vielen Regen schon klar, ihre Blätter werden so groß wie Sonnenschirme und eignen sich ideal zum Unterstellen. Mittlerweile sind wir im Gebiet der Vulkane und damit der Thermen angekommen. Ein Bad im 38 Grad warmen Wasser mit Vulkanblick ist jetzt genau das Richtige, also rechts ab zu den Termas El Amarillo. Sauber geht es jetzt weiter in die Stadt – Chaiten. Eine Stadt, wie wir es vermuteten ist es allerdings nicht, wäre auch ein Wunder so weit im Süden von Chile. Wir müssen nun entscheiden wie die Fahrt weitergeht, Insel Chiloe oder Pumalinpark? Wir entscheiden uns für den Park, den Mr. Tompkins ,ehemals Esprit, in Privatinitiative aufgebaut hat. Unsere Wahl haben wir nicht bereut, denn wir waren begeistert von den Wäldern, mit uralten Alercen, den Anlagen zum Campen, dem Restaurant und letztendlich vom ganzen Konzept – alles Bio, klar, dass uns das gefällt.

Am Mittwoch 26.01. verlassen wir den Park, schließlich muss ich morgen einen dringenden Telefonanruf tätigen. Ich habe mich so auf die Fahrt mit der Fähre durch die Fjorde gefreut, aber leider regnet es mal wieder und die Sicht ist eingeschränkt. Trotzdem genießen wir die Fahrt, denn wir können die 5 Stunden bis Pt. Montt gemütlich sitzend mit prima Aussicht im Bremach verbringen. Bei dem Wetter hat es Peter mit einer dicken Grippe erwischt, aber unsere Reiseapotheke ist dank Norbert  für alle Fälle gut bestückt. Am Lago Llanquihue werden wir das auskurieren.

Heute hat also Stephi Geburtstag und ich versuche verzweifelt sie anzurufen, geht nicht, na dann halt nur ein E-mail. Das Früchtchen kann sich gar nicht vorstellen, was das heißt, Peter mit Schniefnase in die Stadt schleppen, Parkplatz suchen, denn mittlerweile sind wir im Tourigebiet und auch Chilenen haben Ferien schließlich ist jetzt Sommer (wirklich 25 Grad!!), Telefon finden und dann noch eine Verbindung nach Europa bekommen. Das ist echte Liebe!!!!

Lange halten wir es bei diesen Massen von Menschen (sind wir gar nicht mehr gewöhnt!) nicht aus. Valdivia soll eine der schönsten Städte Chiles sein – wir werden sehen. Landschaftlich hat der Reiseführer recht. Auch der Fischmarkt ist eine echte Attraktion. Hier gibt es Meeresgetier und Fische, die wir noch nie zuvor gesehen haben. Ab und zu werfen die Fischer den Seelöwen, die bis hierher kommen einen fetten Happen zu. Auf dem Unigelände, einem Park, gibt es einen Campingplatz direkt am Fluss. Die Tourismusstudenten müssen hier ein Praktikum machen, keine schlechte Idee. Als Zugabe gibt es jeden Tag einen Liter frisch gemolkene Milch. Als wir friedlich auf „unserem“ Steg am Fluss sitzen kommt ein „Katamaran“ ohne Segel, ohne Mast etc. aber mit zwei Bänken und einem kleinen Außenborder. Sie legen an und es stellt sich raus, dass es ein Schweizer ist der seit 11 Jahren in Chile lebt hier verheiratet ist und sich ein kleines Unternehmen für Schwertransporte aufgebaut hat. Er lädt uns ein für den nächsten Tag zum Abendessen. Große Überraschung als wir sein Häuschen gefunden haben: da steht eine richtige Dampfmaschine und sie läuft!!! Tolle Sache. Es war ein gemütlicher Abend. Durch Zufall treffen wir hier mal wieder Udo und Birgit. Bei schönstem Wetter verbringen wir hier einige schöne Tage. Gefrühstückt wird auf unserem Steg und ab und zu winken wir den Ausflugsschiffen, die vorüberziehen. Plötzlich spricht uns ein Spaziergänger auf deutsch an. Klar wird er und seine Frau auf einen Kaffee eingeladen. Bald stellt sich heraus, dass Barbara aus Deutschland ist und Juan Professor an der hiesigen Uni. Aus dem Kaffee wird eine Einladung zum Abendessen, wo wir viel Interessantes über Chile erfahren.

Februar – endlich Sommer 30 Grad! – ab ans Meer! Die Küste bei Valdivia ist steil, aber immer wieder gibt es schöne Sandbuchten. Leider ist das Pazifikwasser saukalt. Über einer schönen Bucht finden wir einen tollen Platz zum Bleiben. Gegen Abend kommen die Seehunde in die Bucht zum Spielen und als es dunkel wird erstrahlt über uns ein Himmel mit Millionen von Sternen.

Bei diesem tollen Wetter wollen wir noch einmal ins Seengebiet fahren, zum Baden! Leider haben tausend Chilenen die gleiche Idee und wir müssen lange suchen, bis wir einen Platz, der nicht überlaufen ist finden. Abends dann aber ein Sprung ins kristallklare Wasser. Wir sind kurz vor dem Park Huerquehue, was tut man da? Wandern – Peter ist begeistert, eine Dusche unter einem Wasserfall steigert seine Begeisterung noch mehr. Die Araukarienwälder sehen etwas eigen aus, nach Aussage des Parkrangers „los arboles los mas hermosos del mundo“.

Finde ich ja nun gar nicht. Aber die Wanderung war trotzdem schön, mit herrlichen Ausblicken auf den Vulkan. Die hat es hier immer wieder und nachts sieht man sogar manchmal den Feuerschein. Endlich ist es richtig Sommer und wir können uns ein bisschen freuen  wenn die Lieben zuhause bibbern! An schönen Seen entlang geht es weiter zum Quellgebiet des Bio Bio ( längster Fluss Chiles) Zwischen zwei kleinen Orten fehlt bei uns auf der Karten ein Stück Straße. Also fragen wir ob dort eine besteht „ Ist zwar schlechte Straße aber mit Allrad zu bewältigen“ !?! Es war eine Art Ochsenpfad und der Bremach (und wir) sind an unsere Grenze gekommen. Ausgewaschene metertiefe Rinnen, steil bergauf und bergab mit Schlamm und ohne, Schlammlöcher und Felsbrocken, sehr morsch klingende und schwankende Brücken und nirgends ein Schild wenn ein anderer Pfad abging. So war jedes Mal die Freude groß wenn wir einen Siedler (alles arme Schlucker) trafen und der uns bestätigte, dass wir noch auf dem richtigen Pfad sind. Es wurde schon dunkel als wir auf eine Piste stießen die recht befahren aussah. Also ein kurzes Bad im Fluss ( bei Tageslicht besehen hätten wir da nicht gebadet!) und ab ins Bett. Vorher natürlich noch ein Prösterchen auf die überstandene Fahrt. Bis zum nächsten Ort ging es dann noch eine Weile, da hier einige neue Stauseen angelegt wurden und die Piste um diese herumführte. Von Los Angeles bis Chillan ging’s dann wieder auf der sog. Panamericana und ab nach Westen zur Küste. Hier haben wir einen Super-Camping gefunden mit tollen Duschen und uns erst Mal gesäubert und auch das Führerhaus vom Bremach vom Staub befreit. Nachdem es im Landesinneren 42 Grad bei geöffnetem Fenster und 120 km/h waren sind es hier an der Küste bei bedecktem Himmel nur noch 25 Grad. An der Küste geht es dann weiter durch die Weingebiete Richtung Santiago.