Bericht 3

 

Donnerstag 19.08. gegen 3.00 auslaufen. Gegen 11.00 sollen wir in Banjul (Gambia)

sein. Unser Kapitän fährt immer full speed, um dann vor dem Hafen stundenlang darauf zu warten einlaufen zu dürfen. Um 15 Uhr liegt das Schiff dann schließlich am Quai. Udo, Michael, Peter und ich wir machen uns auf den Weg Banjul etwas zu erkunden. Gleich vor dem Schiff drängt sich uns ein Guide auf, der sagt wir sollten alles über ihn regeln. Partout will er uns zum Touristmarket führen, doch uns interessiert eher das ganz normale Banjul. Vor jedem Haus gibt es einen „Laden“ mit allen nur erdenklichen Sachen. Überall sitzen Leute, doch keiner wird aufdringlich. Auf den Straßen steht zum Teil 20cm hoch das Wasser. Zur Zeit ist Regenzeit. Na ja wohnen oder Urlaub machen möchte ich hier nicht. Im Hinterland eventuell, denn alles scheint sehr grün zu sein und unterwegs haben wir tolle Strände gesehen. Mit zwei Mangos gehen wir dann wieder an Bord. Die indische Besatzung strahlt - sie lieben Mangos! Abends ziehen wir uns noch ein Video rein „Braveheart“ alles auf Englisch- tut ganz gut das mal wieder aufzufrischen.

Freitag 20.08.

Vor dem Frühstück will ich noch meine Schuhe auswischen. Dabei biege ich mir den rechten Ringfinger so um, dass das vorderste Glied jetzt 45  Grad nach unten absteht. Es lässt sich gerade biegen – ohne Schmerz- knickt dann aber wieder in seine entstellte Position um. Was jetzt? Ich bin ganz schön beunruhigt. Peter mal wieder nicht da-! Ich gehe zum Frühstück und zeige den Anderen meinen Finger, alle sind besorgt. Rocco bringt mir Eis, der 1. Offizier meint lachend, er hätte ein scharfes Messer dabei. Mir vergeht der Spaß! Peter, ganz cool meint das wird schon wieder. Na ja mir laufen die Tränen – so ein Finger gefällt mir nicht. Gott sei Dank habe ich überhaupt keine Schmerzen. Mit massieren und lesen vergeht der Tag. Auf See begegnen wir Delfinen und fliegenden Fischen.

Samstag 21.08.04

Mein Finger ist schon um 5 Grad gerader geworden- ich hoffe dass alles wieder in die Ausgangslage kommt. Gegen Mittag, wieder mit voller Geschwindigkeit ankern wir vor Conakry, Guinea und warten auf den Lotsen. Peter und die Jungs gehen an Land. Mir ist es hier zu heiß. Nach einer Weile kommen sie zurück, um zu berichten, dass man nur mit einem Pass ein Visa bekommt, um das Hafengelände zu verlassen. Alles kostet 10 Dollar und nach Aussage eines weißen Franzosen soll es sich nicht sonderlich lohnen in die Stadt zu gehen. Am Horizont erkennen wir eine Bergkette und auch hier ist alles grün. Wäre schon mal interessant mit dem Auto hierher zu fahren. Also warten wir mal wieder auf das Essen- Rocco hat riesige Krabben gekauft. Ich bin mal gespannt. Leider waren die Tierchen nur für die Offiziere, was uns schon ein bisschen enttäuschte.

Sonntag 22-08

Nach Mitternacht legen wir ab. Freetown unsere letzte Station in Afrika er-

reichen wir gegen Mittag. Bei der Strömung des Sierra Leone Rivers anzulegen scheint gar nicht so einfach zu sein. Erst beim zweiten Anlauf schaffen wir es. Bei diesem Manöver war unser Kapitän in Rage und es gab viel Geschrei mit den Pilots.

Hier herrscht reges Treiben. Sobald ein Auto von Bord geht fallen die Leute darüber her, versuchen den Kofferraum zu öffnen und etwas zu ergattern. Einer wird fündig und macht sich mit einem roten Kissen davon. Ein anderer ergattert eine Lederjacke, die er sich gleich überzieht. Der Polizist ist überfordert. Vom Nachbarschiff wird Reis aus Pakistan abgeladen. Um den Reis , der zu Boden fällt wird hart gekämpft. Um 19Uhr legen wir ab und starten zur Atlantiküberquerung.

Montag 23.08.

Heute musste die Mannschaft zur Feueralarmprobe antreten. Bei dem Tempo wie das vonstatten ging bin ich mir nicht sicher, ob es im Ernstfall klappt. An Deck ist so starker Wind, dass es uns fast wegbläst. Unser Barbecue muss deshalb nach drinnen verlegt werden. Die Inder haben heute indisch gekocht. Mit Tanz und Liedern endet der Abend. Morgen gegen 10 Uhr überqueren wir den Äquator und alle machen bereits witzige Bemerkungen. Ich bin gespannt, was auf uns zukommt.

Dienstag 24.08.04

Pünktlich um 10Uhr sind alle auf Deck 13. Der Kapitän hält eine Ansprache über die Traditionen bei einer Äquatorüberquerung. Dann spricht Genaro über Sprechtüte die offiziellen Taufsprüche. Alle Passagieren und einige aus der Besatzung werden getauft – das heißt mit einer glibbrigen Masse eingeschmiert und anschließend mit einem Eimer Wasser übergossen. Klatschnass gibt es einige Snacks und wieder mal Caipirinha. Durchgefroren klettern wir unter die heiße Dusche und anschließend werden alle Klamotten in der Waschmaschine an Bord gewaschen und getrocknet.

Heute Abend gibt es Hummer und King Prawns, die Rocco gegen Sprit eingetauscht hat. Ich helfe ihm beim Auspulen und darf gleich mal probieren. Köstlich!!!

Mttwoch 25.08.

Um 10 Uhr treffen wir uns zur Schiffsführung. Dort wird uns im Maschinenraum die Technik an Bord erklärt- alles Computerüberwacht. Am Nachmittag führt uns der Chief Mate über alle Decks und vom Heck zum Bug. Der Anker und alle Gerätschaften haben eine Größe die erstaunt.

Donnerstag, 26.08.

Essen, Fitness, Lesen und abends Grillparty zu Ehren des Kapitäns, der uns in Rio verlässt. Mit Rocco machen wir als Nachtisch Crepes.