Bericht 5

 

18.09.2004

Nach drei Tagen Erholung geht es heute weiter zu den Sümpfen von Ibera. Laut  Reiseführer muss man dorthin alles mitnehmen, es gibt nichts zu kaufen! Also bunkern wir Vorräte in Mercedes und beginnen noch im Dunkeln ein kleines Stück der Piste zu fahren. Jetzt verstehen wir, warum das Land hier auch Tierra colorado heißt, alles roter Sand. Am Zaun zu einer Estancia wird übernachtet und am nächsten Tag gleich früh morgens weitergefahren. Vor uns 130 km Piste. Nach kurzer Zeit habe ich mich an das Gerüttel gewöhnt und gemerkt, dass es bei größerer Geschwindigkeit besser geht. 2,5 Stunden dann sind wir da! Mit dem Ranger des Naturparks ziehen wir gleich los zur Erkundungstour. Er erklärt uns alles, aber so viel Spanisch können wir noch nicht. Das Wesentliche haben wir verstanden und gesehen haben wir riesige exotische Pflanzen, bunte Schmetterlinge und Vögel, Wasserschweine, ein Reh und eine Affenfamilie – Macho mit 3 Frauen und Babys.

Gleich hinter der Brücke ist ein Campingplatz. Nach einer Siesta wandern wir zum Ort und entdecken viele kleine Geschäfte, also nicht alles, was im Reiseführer steht stimmt! In der Dorfkneipe ist mords was los. Wir setzen uns für ein Bier und beobachten die Leute, dabei steigt uns der leckere Duft von Gegrilltem in die Nase. Peter bestellt uns Hähnchen und Salat. So lecker haben wir hier noch nicht gegessen! Das Hähnchen brutzelte auf einem kleinen Holzkohlegrill auf unserem Tisch weiter. Der Kartoffelsalat schmeckte sogar Peter. Über Bier und Essen kamen wir ins Gespräch mit den Leuten und erfuhren, dass heute für ein nierenkrankes Kind aus dem Dorf gesammelt wird. Aus Solidarität gaben wir auch etwas dazu, was die Leute erst gar nicht nehmen wollten. Unsere Spanischkenntnisse werden besser, und wir kommen in Kontakt mit den Einheimischen. Nachts regnet es, doch unserem Bremach macht das nichts. Wir denken an unsere Motorradreisezeit!

 

21.09.2004

Heute geht es weiter. 120 km Piste liegen vor uns. Die Fahrt wird zur Rutschpartie. LKWs vor uns haben die Piste tief durchfurcht, alles ist glitschig. Einmal in einer Spur ist kein Rauskommen mehr möglich, lenken erübrigt sich. Wenn der Bremach seitlich rutscht und zu kippen droht rutscht mir das Herz in die Hose. Selbst Peter gibt zu, dass es ihm manchmal nicht wohl ist. Nach einigen Stunden haben wir es doch geschafft. Das Auto ist bis übers Dach dick voll mit rotem, bereits angetrocknetem Schlamm. Die Teerstraße ist jetzt pure Erholung. Am Nachmittag sind wir in Posadas, auf der Suche nach einer Bank. Verstehen die Leute unser Spanisch nicht, oder gibt es hier keine Banco? Natürlich gibt es eine! Bei der Weiterfahrt entdecken wir ein Schild „Lavero“ – unser Bremach hätte eine Wäsche dringend nötig! Juan Carlos mit 2 Gehilfen ist für 20 Pesos 2 Stunden beschäftigt. Nachher glänzt unser Prachtstück, wie neu! Für den Abend hat uns Juan zum Asado eingeladen. Herrliches Rindfleisch und Hähnchen, ( wir sind im Land der Fleischesser!) wird aufgefahren, als Postre eine tolle Torte.

Delia, seine Frau ist Grundschullehrerin und erzählt viel von ihrer Schule. Die kleinen Kinder gehen nachmittags zur Schule, weil es nicht genügend Platz für alle gleichzeitig hat. Sie hat 28 Kinder in ihrer Klasse, es ist eine Staatsschule. Die Arbeitsblätter kopiert sie auf ihre Kosten, da die Kinder kein Geld für Bücher oder Hefte haben. Für ihre Arbeit bekommt sie 90 Pesos = 30 €. Bevor die Kinder nach Hause gehen bekommen sie noch eine Mahlzeit. Für unser Vertrauen zum Staat, der uns nach 6 Jahren das angesparte Gehalt weiterzahlt (Sabattjahr), fehlt ihr das Verständnis. Sie erzählt, dass alles verdiente Geld zu Hause ist und am Monatsende wird für den Rest angeschafft, ein Boot, Motorrad.... Mit dem Schlüssel zur Werkstatt gehen wir zurück zum Auto und übernachten auf dem Gelände. Würden wir wildfremde Reisende gleich zum Essen zu uns nach Hause einladen? Nach dieser Erfahrung vielleicht. Die Freundlichkeit und insbesondere die Gastfreundlichkeit der Menschen hier erfreut und beschämt uns zugleich.

 

22.09.04

Heute haben wir die Jesuitenredunktionen in San Ignacio besichtigt. Lauter Steine, manche schon über einander – Peter war begeistert! Ha, ha. Die Nacht verbringen wir direkt am Paranà, bewacht von den argentinischen Zöllnern. Ein kleines Boot bringt Leute nach Paraguay und zurück.

 

23.09.2004

Über Berge, vorbei an Wäldern und Mateplantagen geht es weiter. Durch Zufall entdecken wir eine Mateteefabrik. Ein Arbeiter führt uns rum und erklärt alles. Zum Schluss zeigt er uns den Patron, einen vor vielen Jahren eingewanderten Deutschen. Vor lauter Begeisterung haben wir vergessen das Auto abzuschließen – aber alles war noch da! Abends landen wir auf dem Camping von Puerto Iguazu und genießen üppig von oben rauschendes Wasser in der Dusche.