Bericht 4

 

Freitag, 27. August 2004

Wunderschöner Tag ohne zu viel Wind. Lesend verbringen wir den Vormittag draußen. Ziemlich weit weg können wir Wale vorbeiziehen sehen. Man sieht ihre Wasserfontänen und ab und zu ihre Schwanzflossen, die aufs Wasser schlagen. Nach dem Mittagessen sind wir inmitten des Walgebietes. Überall sieht man die Wasserfontänen, Wale ,die die Schwanzflosse senkrecht aus dem Wasser strecken und so weite Strecken zurücklegen. Manchmal sind es Paare oder Walmütter die mit ihrem Nachwuchs immer wieder auf- und abtauchen. Manche sind so vergnügt, dass sie springen, senkrecht nach oben aufsteigen oder auch nur aufs Wasser schlagen. Vor lauter Faszination habe ich total die Sonne vergessen und mir einen Sonnenbrand auf der Nase geholt. Nachts ankern wir vor Vitoria unserer ersten Station in Südamerika. Es ist schon ein kribbliges Gefühl von der Ferne diese Lichter zu betrachten. Irgendwie scheint für mich hier die Reise loszugehen.

Samstag, 28.August

Nach dem Frühstück kommt der Health Service und der Lotse an Bord. Die Einfahrt in den Hafen ist ziemlich eng. Wir können beiderseits die Strände, Villen, Hochhäuser, aber auch die Favelas gut sehen. Beeindruckend!!! Nach dem Mittagessen können wir an Land gehen. Am Ausgang des Hafens wird alles sehr genaugenommen. Alle Passagiere gehen heute gemeinsam. Was daraus wohl wird? Elvira bestellt ein Taxi. Udo und Birgit fahren mit uns. Bei dieser Fahrweise kann einem ganz schön mulmig werden. Birgit scheint kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Der Taxifahrer bringt uns zu einer Bank – Geldabheben kein Problem- dann lädt er uns vor einem Shopping Center ab. Wir sind etwas entsetzt, das gibt es doch auch bei uns! Doch bereits im Reiseführer habe ich gelesen, dass es die Brasilianer lieben das Wochenende in solchen Zentren zu verbringen. Elvira erklärt uns dann, dass in der Stadt alles zu ist und außerdem sei es viel zu gefährlich. Mittlerweile geht uns ihre Angst auf die Nerven. Nach kurzem Rundgang gehen wir weiter Richtung Strand, trinken dort im Trubel ein Bier und schauen uns die Menschen an. Jede Hautfarbe und jeder Menschentyp ist hier vertreten. Rassige, bildhübsche Brasilianerinnen hat es nur wenige, Männer, die mir gefallen sind äußerst selten. Was die Copacobana da noch bringt? Fazit dieses Ausflugs : Frau zeigt Pfunde und steht zu diesen, mit nur einem knappen Bikini bekleidet. Dann geht es zurück an Bord – leider nur ein kurzer Ausflug.

Sonntag, 29. August 2004

In der Nacht haben wir Vitoria verlassen und sind wieder auf See. Es regnet und das Schiff schaukelt wie noch nie. Abends fast schon im Dunkeln laufen wir in Rio ein. Tausende Lichter lassen ein phantastisches Panorama erahnen. Wir machen uns auf den Weg zu Ulrich, Peters entferntem Vetter. Er hat mit einem französischen Partner ein kleines Restaurant in einer Seitenstraße der Avenida Atlantica in Copacobana. Es ist nett in der Ferne vertraute Gesichter zu treffen. Wir quatschen und bummeln anschließend mit ihm die Avenida entlang. Copacabana was ist das eigentlich? Hochhäuser, Hotels, Bars, eine vierspurige Straße, Radweg, Promenade und dahinter ein traumhafter Strand. Weiter hinten dann Geschäfte viel Verkehr und Lärm, na ja Großstadt halt. An der Avenida boomt das Geschäft mit der Liebe.

Montag, 30.August

Alle Passagiere und 3 indische Crewmitglieder machen sich auf zu einer Besichtigungstour. Ob das gut geht? Nach fast einer Stunde Fahrt durch Rio hat unser Bus den steilen Anstieg zum Corcovado gerade so geschafft. Schon toll unter dieser weltberühmten Figur zu stehen und auf Rio runterzuschauen. Leider ist die Sicht nicht ganz klar. Peter und ich beschließen uns aus der Riesengruppe auszuklinken und lieber das Angebot von Ulrich zu einer privaten Stadttour anzunehmen. Doch der Taxifahrer fährt zuerst zum Zuckerhut – Peter kurz vorm Platzen! Die Seilbahn funktioniert gerade nicht, deshalb beschließen alle nun zur Copacabana zu fahren. Wir steigen bei Ulrich aus , Michael, Birgit und Udo auch. Ihnen ist die Gruppe auch zu groß. Mit unserem Adoptivsohn Michael gehen wir zu Ulrich und starten kurz darauf mit Ulrichs Freund Robson  zur Stadttour. Busfahren – ein wirkliches Abenteuer. Wer kommt als erster ans Ziel, ist stärker, kann sich besser vordrängeln, die Gänge werden reingeknallt, wer sich nicht festhält fliegt durch den Bus. In Lapa, dem alten Teil steigen wir aus und schlendern durch die Straßen. Über uns ein Kabelgewirr, kleine Balkone von Häusern aus der Kolonialzeit, die bei genauerer Betrachtung sehr marode aussehen. Plötzlich ein Park, zur Erholung gerade rechtzeitig. Dann geht es weiter zum Zentrum. Das könnte auch irgendwo in USA sein. Um die Ecke steht plötzlich eine alte elektrische Bahn, wir glauben uns schon in einer Touristenattraktion, aber die Bahn entpuppt sich als häufig genutztes Verkehrsmittel. Eng aneinandergepresst, draußen auf dem Trittbrett stehen weitere Passagiere, erklimmen wir den Stadtteil Santa Teresa. Hier gibt es keine Hochhäuser, nur kleine bunte Häuschen. Hinter der Endstation beginnen die Favelas, die wir lieber meiden. Den Abschluss dieses tollen Tages feiern wir mit einem Essen auf dem Platz vor dem Theater Central, einem Nachbau der Pariser Oper.

Dienstag, 31.08.04

Gegen 20 Uhr laufen wir den Hafen von Santos an. Die Einfahrt scheint endlos zu sein. Santos ist der größte Hafen Brasiliens und Hauptumschlagplatz für Kaffee.

Mit Michael bummeln wir durch die Stadt, die nach Rio keine Chance hat uns zu begeistern. Wahrscheinlich haben wir das Schöne nicht entdeckt! Zum Mittagessen hat uns Elvira eingeladen – es gibt Kingprawns, bis zum Abwinken. Bei der Rückfahrt lassen wir die Männer allein ins Taxi und steigen bei Elvira ein. Sie lässt sich kreuz und quer von einem Laden zum anderen fahren. Zum Schluss steuert das Taxi in den Kaffeehafen, wo wir in einer kleinen Rösterei landen. Alle kaufen Kaffee- der in unserer Kabine duftet. Nun sind wir 2 Tage auf See bis wir Zarate, Argentinien erreichen.

Samstag, 4. September 2004

Zarate ist ein Hafen am Parana, so mussten wir den Rio de la Plata an Buenos Aires vorbei noch ein Stück den Parana hinauffahren. Zarate ist lediglich ein Warenumschlagplatz an dem wir 2500 Autos ausladen. Elvira verlässt uns.

Sonntag, 5. September 2004

Noch vor dem Frühstück legen wir ab und fahren den Fluss wieder zurück. Auf der ganzen Strecke sind Pappelplantagen zu sehen. Ansonsten alles grün, soweit das Auge reicht. Am Fluss entlang sind Häuschen oder Hütten, je nach Geldbeutel, wo die Menschen aus der Riesenstadt Buenos Aires ihr Wochenende verbringen. Die Spannung steigt wann kommen wir endlich an Land an? Noch am gleichen Abend kommt die Zollbehörde an Bord – ein paar Formulare, ein kurzer Blick ins Auto. War das alles? Gut dass wir heute Nacht noch an Bord schlafen können.

Montag, 6. September

Nach dem Frühstück geht es los. Runter von Bord und dann wohin? Alles ist leichter als wir dachten. Gleich am Zoll bieten uns die Beamten an, das Auto hinter dem Gebäude abzustellen. Der Platz ist zwar nicht toll, doch Zentrum nah und sicher. Von hier aus erkunden wir Buenos Aires, genießen tolle Cafes und sind begeistert vom Angebot in den Geschäften.

Mittwoch 8.09.

Nachdem wir das Auto versichert haben geht es Richtung Zarate. Dort landen wir auf einem Riesencamping mit einem auf Land stehendem riesigem Dampfer auch Löwen, Pfauen, Enten, Perlhühnern und anderes Viehzeug kreucht und fleucht herum. Der Besitzer ist ein netter und verrueckter Typ mit deutscher Abstammung. 3 Tage absolute Ruhe!

Samstag 11.09.

Weiter nach Colonia Uruguay. Ebene, so weit das Auge reicht. Rinder, Schafe, Pferde, ab und zu ein Gaucho, und ganz wenig sehr rücksichtsvolle Autos – das ist das was wir unterwegs treffen.

Sonntag 12.09.

Ich glaube, Uruguay ist das Land der noch als Fortbewegungsmittel genutzten Oldtimer. Peter macht ein Foto nach dem anderen. Colonia am Rio de la Plata ist ein gemütlicher, alter Ort mit Charme. Das Rinderfilet schmeckt vorzüglich!

 

Donnerstag 16.09.04

Heute ist der erste Tag, an dem man in Badehose in der Sonne sitzen konnte. Wir sind auf einem Campingplatz bei den Thermen von Arapey. Ich sitze hier in der Abendsonne, Blick auf den Fluss, unter Bäumen, deren Namen wir nicht kennen. Auf dem Gelände sind verschiedene Bade- und Schwimmbecken verteilt, in denen man nach Lust und Laune baden kann -Wassertemperatur ca. 36 Grad. Rund um mich hüpfen Vögel und zwitschern. Also alles passend für Erholung pur. Gleich werden wir essen gehen, das herrliche Rindfleisch und den leckeren Wein genießen.