Bericht 13

 

Antarktiskreuzfahrt vom 27.12.-9.01.2005

 

Ein Traum wird wahr, wir haben mit Bauchkribbeln die Fahrt in die Antarktis gebucht und checken heute ein. Nach einem Abschiedsessen mit Michel und Susanne geht es los. Aus „Sicherheitsgründen“ (?) müssen wir mit dem Bus zum Schiff ( ca. 100m) fahren. Dort liegt die kleine „Explorer“, ein Schiff mit Geschichte. Es war eines der ersten Schiffe, das Passagiere in die Antarktis brachte. Im Vergleich zu den anderen Kreuzfahrtschiffen ist es winzig (98 Passagiere). Wie wird es sich bei Seegang verhalten, sind wir seefest, was werden wir sehen, viele aufregende Fragen kreisen in unseren Köpfen. Unsere Kabine ist überraschenderweise besser als erwartet. Wir haben zwei Betten, kein Doppelstockbett und ein eigenes Bad. Die Infos des Reisebüros waren also nicht ganz richtig. Die „Expeditionleaders“ alles Amerikaner oder Kanadier, d.h. polish up your english! Dinner???, auch das eine erfreuliche Überraschung – sehr gutes 4 Gang Menu – Krabben auf gemischtem Salat, Tomatencremesuppe, Fisch in Rieslingsauce, Eis auf frischen Früchten. Die Getränke (und Zigaretten auch!) sind allerdings sehr teuer, wir sind inzwischen argentinische Preise gewohnt!! So bleibt es bei einer Flasche Wein für uns 6 (Lucette, Dirk aus Belgien, Mona, Christophe aus Luxemburg und eben wir zwei!) Abends genießen wir die Fahrt durch den Beagle Kanal, wo das Wasser noch sehr ruhig ist. Doch bereits in der ersten Nacht erreichen wir offenes Wasser und unser Schiffchen schaukelt ganz schön. Beim Frühstück, ein reichhaltiges Buffet!, verschwindet Peter plötzlich, auch ich muss kurz drauf den Tisch verlassen und schaffe es gerade noch bis draußen. Dort treffe ich Peter mit ebenfalls blasser Nase.

( Die Muscheln in Ushuaia waren glaube ich das größere Übel als der Seegang. P. Na ja!! V.). Liegend verbringen wir den Morgen im Bett. Deshalb verpassen wir auch die Vorträge über die Vögel und Wale der Antarktis. Gegen Abend bin ich wieder hergestellt und kann sogar das wieder tolle Dinner genießen. Dann aber flink wieder in die Horizontale! Am dritten Tag haben wir die Malvinas oder Falklandinseln ,New Island, erreicht und unsere erste Zodiaclandung geht los. Bewaffnet mit Gummistiefeln und Schwimmweste geht es die glitschige Gangway runter. Das Besteigen der Schlauchboote geht militärisch streng geregelt vonstatten. Nach kurzem Spaziergang sind wir dann bei der  Rockhopper-pinguinkolonie. Tausende dieser putzigen Tierchen mit ihrem noch ganz flauschigen Nachwuchs, brütende Albatrosse und andere Seevögel können wir aus nächster Nähe beobachten. Die Pinguine sind neugierig und kommen, um sich diese riesigen, unförmigen Besucher anzuschauen. Dann geht es zurück zum Schiff.

Am Nachmittag wird  Westpoint Island besucht, leider regnet es. Kurz nach Ablegen erreichen wir wieder offenes Wasser und es schaukelt noch mehr als gestern. Doch bis jetzt geht es uns noch gut. Leider muss ich das Dinner beim Hauptgang verlassen (die Linie dankt es) und mich flachlegen. Während wir schliefen hat die Explorer in Port Stanley angelegt und wir haben den ganzen Tag zur Verfügung. Da uns ein privater Ausflug zu 4-6 Königspinguinen für 60 US Dollar zu teuer ist, sehen wir uns den Ort an und trennen uns von unserer Kleingruppe. Port Stanley hat außer einigen alten Häuschen, dem Regierungsgebäude und einem Museum nicht sehr viel zu bieten – alles very british! Ein Ort zum Leben wäre das für uns nicht. Am Nachmittag nehmen wir vorsorglich ein Medikament gegen Seekrankheit und können so den vollen Abend genießen. Die Sonne wärmt so kräftig, dass sogar ein Sonnenbad an Deck drin ist. Jetzt haben wir 2 Tage auf See vor uns bevor wir Elephant Island (Shettlandinseln) erreichen. Wer glaubt, dass wir hier Urlaub machen, täuscht sich. Ständig kommen Durchsagen und wir hecheln von Vortrag zu Vortrag (das lasse ich doch lieber – kein Stress!! P.), wir wollen schließlich etwas lernen, um die Daheimgebliebenen mit unserem neuerworbenen Wissen zu verblüffen. Typisch Lehrer halt. Übrigens befindet sich an Bord ein Deutscher, den wir auf Grund mehrerer Äußerungen schon als Schulrat betitelt haben. ( Mit unserer Vermutung lagen wir gar nicht so daneben – Lehrer am Gymnasium – stellte sich nach einem Gespräch heraus.) Aber ansonsten sind sehr viel angenehme Leute an Bord – 25 Nationalitäten! Nachdem wir uns die Pillen gegen die Seekrankheit besorgt haben, geht’s uns wieder super! Wir genießen das Mittagsbuffet und staunen über die kreativen Ideen unserer Mitreisenden. Da gibt es z. B. Eclaires auf Kartoffelsalat, Hühnercurry mit Reis serviert auf einem Bouquet von gemischtem Salat an Blaubeermousse,(alles auf einem Teller!!!) na ja im Magen vermischt sich sowieso alles! Bon appetit!  Sylvester wird mit einem Cocktail und dem Kapitänsdinner zelebriert. Wir stoßen dieses Jahr zweimal auf das Neue Jahr an!

Morgens weckt uns freundlicherweise Brad mit der Durchsage der aktuellen Position (Lat. S 61°06`Lon. W. 54°51`), Temperatur und Wetterprognose und dem Hinweis auf das zu absolvierende Programm. 1.Januar 2005: 7.00-8.30 early bird breakfast /  8.30-10.00 (ausnahmsweise!!!) breakfast /  11.00 Tales from the Weddall Sea / 

12.30-14.00 Lunch / 14.00 Video “Shackleton`s Boat Journey. The story of the James Caird” / 15.30 Briefing on Point Wild and tomorrows`landings / 16.00 Tea Time / 17.00 Arrival time at “Point Wild” / 18.15 Zodiac cruise / 20.00-21-30 Dinner / 21.30 evening video “Denali” (unpassend hier in der Antarktis) / 22.30 Late night snacks  und dann…….. sind wir müde gute Nacht!!

Die erste Fahrt durch die riesigen Eisberge, mit Pinguinen, die vor dem Boot auf und abtauchen ist ein Erlebnis, das wir nie wieder vergessen werden. Ob dieses Jahr so spannend weitergeht? Vor lauter Aufregung und Angst etwas an Bord zu verpassen verbringen wir Stunden draußen und gewöhnen uns an die sommerlichen Temperaturen ca. 0 Grad C. Gott sei Dank haben wir den Laptop dabei, um die Bilder runterzuladen, sonst wäre der Speicher schon lange voll.

Heute am 2. Januar betreten wir das antarktische Festland, natürlich habe ich Steine gesammelt, von denen Peter sagt, dass ich mich zu Hause nicht mehr erinnern werde von wo die waren, egal. Die Station Esperanza, Argentinien zugehörig liegt 63°S/57°W und ist umgeben von Gletschern und Felsen mit Millionen von Pinguinen. In der Bucht treiben tolle Eisbergformationen, auf denen sich Seehunde räkeln. Hier zu leben kann ich mir nicht vorstellen, doch es gibt sogar eine Schule, in der 19 Kinder im Alter zwischen 7-15 Jahren unterrichtet werden. Die Menschen, die hier leben sind Angehörige des argentinischen Militärs und Forscher mit ihren Familien. Auf der anschließenden Zodiactour fischen wir ein Stück 2000 Jahre altes Eis aus dem Wasser. Zurück an Bord genießen wir dann den Whisky on the rocks. Auf den Spuren der frühen Antarktisforscher besuchen wir am nächsten Tag View Point auf der Antarktischen Halbinsel, eine recht bergige Schieferlandschaft. Hier gibt es sogar sehr filigrane Flechten, die der Kälte und dem Wind trotzen. Am Nachmittag landen wir auf Snowhill Island, eine recht matschige Angelegenheit. Hier steht noch die Originalhütte, wo Nordenskjöld und 5 Männer zwei Winter verbracht haben. Aufgrund des kurzweiligen Vortrags des Historikers an Bord werden wir uns lange daran erinnern. „Zu essen gab es im Wechsel Pinguingulasch und Seehundsteak. Jeden Tag war es die Aufgabe einer der Männer zu kochen und die anderen hatten die Aufgabe dieses Essen zu loben. That`s the best penguinstew I ever had. I never had such delicious Sealsteak…… “ Zurück an Bord hatten wir kaum Zeit zu essen, denn die Fahrt durch diese dramatische Szenerie von Eisbergformationen auf der Suche nach einer Passage verschlug uns schier den Atem. Immer wieder wurden wir darauf hingewiesen : „Don´t forget you´re on an expedition!“ Nachts kam Sturm auf und wir mussten aus der Weddell Sea zurück in den Schutz des Festlandes. Auch unserer Kapitän wurde vom Expeditionsgeist angesteckt und versucht heute am 4.01. den Antarctic Circle zu erreichen. Die Spannung auf der Brücke steigt, die Geschwindigkeit wird immer mehr gedrosselt, keiner wagt mehr etwas zu sagen, der Navigationsoffizier späht mit dem Fernglas nach einem passierbaren Weg, rund um uns knackt das Eis, das unser Schiff durchbricht. Doch das Eis wird zu dick und der Kapitän gibt Order zum Umkehren. Zwei weitere Tage sind angefüllt mit Ausflügen zu wunderbaren Orten dieses faszinierenden Kontinents. Nachdem wir alle Tiere, über deren Lebensraum und Verhalten wir Wichtiges an Bord gelernt haben gesehen haben entdecken wir beim letzten Ausflug auch noch den Räuber und Schreck aller Pinguine, friedlich auf einer Eisscholle treibend – den Seeleoparden! Nach vielen Landgängen mit immer wieder faszinierenden Aussichten und Tieren müssen wir uns mit schwerem Herzen verabschieden. Zwei Tage offene See rund um Kap Horn liegen vor uns. Anfangs war die Fahrt noch recht ruhig, doch je näher wir Kap Horn kamen stampfte die Explorer immer mehr durch die schwere See. Aber tapfer haben wir die Fahrt überstanden und sind voller Bilder und Impressionen wieder zurück in Ushuaia. Groß war unsere Freude als wir unseren Bremack unversehrt wieder vorfanden.

Es war eine Fahrt die wir jedem weiterempfehlen können.

A GREAT TRIP!