17. Bericht ab 25.03.05

 

Heute ist also mein Geburtstag! Schon seit geraumer Zeit begleitet mich ein seltsames Gefühl, ein neues Lebensjahrzehnt, was wird es mir wohl bringen?

Ganz lieb werde ich von meinem Schatzi morgens geweckt. Mit einem schönen Frühstück beginnen wir den Tag. Plötzlich klopft es an unserer Tür, die ersten Gäste trudeln ein. Natürlich wird mit argentinischem Champagner angestoßen. Ganz gemütlich verbringen wir den Tag auf dem Campingplatz in Erwartung der vielen eingeladenen Gäste aus Europa. Nach vergeblichem Warten fahren wir dann am Abend in die Stadt. Das erste Lamafleisch schmeckt allen gut und bei genügend Rotwein lassen wir den Tag ausklingen. Ich kann nur sagen, alle die nicht kamen haben etwas verpasst!

Auf Rüttelpisten fahren wir über den Paso Sico nach Chile. So einen blöden Zöllner (ist nicht der Zöllner, ist der Kontrolleur für die Lebensmittel etc. – Einfuhrkontrolle) wie da oben auf 4200m haben wir auf unserer ganzen Reise noch nicht erlebt. Uns war bewusst, dass wir alle frischen Lebensmittel gut verstecken müssen. Aber dieser Typ war auf Schikane aus. Nachdem ich einige Zwiebeln angemeldet habe, schritt er zur Untersuchung unseres Fahrzeugs. Das Gesteck vom Palmsonntag musste als erstes daran glauben, dann stieg er ins Fahrerhaus, entdeckte das Kaktusholz und  den Walknochen. Das muss hier bleiben! Da rastete Peter aus und wir versuchten ihm zu  erklären, dass diese Souvenirs bereits einige chilenische Grenzen passiert haben. Nichts zu machen! Mir war schon ganz anders, denn jetzt kam der Wohnkoffer dran. Ich musste alle Türen, Schubladen und sogar das Bettzeug aufmachen. Das Versteck für die Lebensmittel entdeckte er trotzdem nicht. Hier abseits von jedem Ort ist es von großer Bedeutung etwas zum Essen dabei zu haben. Jetzt musste dieser Blödmann auch noch hinter das Auto schauen. Als er den Pinguinflügel aus der Antarktis abschnitt war Peter kaum noch zu beruhigen. Wenn der Weg zurück nicht so weit gewesen wäre, hätten wir glatt umgedreht. Ich schimpfte und fluchte und erklärte dem Typ, dass es immer zwei Wege gäbe. Fluchend fuhren wir dann nach Chile rein, die grandiose Gegend konnte uns kaum entschädigen. Mit einem tollen Blick auf den Salar de Atacama beendeten wir diesen Tag.

San Pedro de Atacama ein Muss für jeden Touri? Na ja, ein ganz netter Ort mit tollem Museum und saftigen, dem Tourismus angepassten Preisen. Auf der Fahrt durch die Wüste sehen wir nichts wie Steine, Sand und viel Staub am Horizont immer die Anden. Calama ist der Wohnort für alle, die bei der riesigen Kupfermine in Chuquicamata arbeiten. In dieser öden Landschaft könnte ich nicht leben. Kein Wunder, dass hier die Selbstmordrate alle Rekorde schlägt. Na ja, wir finden zwei neue Hinterreifen und in der Mall können wir alle Vorräte für Bolivien kaufen. Aber es ist mal wieder Wochenende und eine Besichtigung der Mine ist nicht möglich. Deshalb fahren wir mal wieder auf dem schlecht möglichsten Weg zu den Geysiren „El Tatio“. Die Nacht hier auf über 4000m ist bitterkalt, minus 8 Grad am Morgen! Wir haben ja eine Heizung, ganz zuversichtlich legt sich Peter unter das Auto, um die Staubsicherung abzuschrauben. Kein Problem dachten wir – aber wir mussten den Tank abmontieren und ein Provisorium erfinden, denn die Verschlüsse ließen sich nicht mehr öffnen. Als wir bereits dreckig und von der Sonne verbrannt waren, kommt plötzlich ein Freiburger Toyota – Mathias und Caroline. Mit ein bisschen männlicher Kraft wurden wir dann fertig. Jetzt ein Bad im warmen Wasser, aber aufgepasst nicht zu nahe an die Quelle ranschwimmen da wird es sehr heiß!. Beim verdienten Bier bekommen wir Besuch von Aldo und Martha, die in Calama wohnen. Nach nettem Geplauder sind wir mal wieder eingeladen.

 

 Also zurück nach Calama! Jetzt bietet sich eine Besichtigung der Mine geradezu an. Mit den Freiburgern begeben wir uns auf die Tour in die größte Dreckschleuder Chiles. Sogar das Leitungswasser ist arsenhaltig. Das riesige Loch und die gigantischen Laster und Maschinen beeindrucken vor allem Peter. Gegen Abend machen wir uns auf zu Aldo, dem Mineningenieur. Das Häuschen steht in einer trostlosen Siedlung, ein Haus wie das Andere und so primitiv gebaut! Natürlich gibt es wieder Unmengen von Fleisch, das wir mit gutem Rotwein runterspülen. Wir können vor dem Häuschen übernachten und nach dem Frühstück sagen wir danke und adieu und fahren endlich Richtung Bolivien.

05.04. Am chilenischen Zoll glauben wir an Geister, denn der doofe Kontrolleur vom Paso Sico kommt uns entgegen. Gott sei dank haben wir mit ihm nichts zu tun. Im Nirgendwo ist der bolivianische Zoll, der Zöllner dort ist supernett und unser erster Eindruck von diesem Land sehr positiv. Am Fuße eines Vulkans verbringen wir die Nacht. Am nächsten Morgen müssen wir noch einmal 3 Stunden fahren bis wir zur ersten Siedlung kommen. Da gibt es sogar Internet, überhaupt sehen wir immer wieder Schilder, auf denen Projekte angezeigt werden- Wasserleitungen für ein Dorf, Schulfrühstück, Bildung - zum Teil mit deutschem Geld finanziert. Ein Land im Aufbruch?( wohl weniger – es wird viel Entwicklungshilfe geleistet in dieser sau-armen Gegend. Aber wie man hier zu etwas kommen soll bei den schlechten Böden und steilen Lagen weiß ich auch nicht.)

Bis zum Salar de Uyuni ist es noch recht weit. Sollen wir es wagen mit unserem Bremack drauf zu fahren? Die Bolivianer sprechen uns zu und zeigen uns den Punkt am Horizont auf dem wir zuhalten müssen – na denn!! Bis zu 50 cm hoch steht noch das Wasser, immer wieder entdecken wir Wasserlöcher. Nach einem Kilometer endlich auf trockenem Salz. Mit angehaltenem Atem erreichen wir das Salzhotel und mit Richtungserklärungen wagen wir es weiter bis zur Isla Incahuasi. Mitten im unendlichen Weiß taucht plötzlich ein Hügelchen mit Kakteen auf. Viele andere Touris mit Führern in Toyos kommen im Laufe des Tages hierher, aber ab 17 Uhr sind wir allein mit den 8 Inselbewohnern. Wolter kocht uns am Abend Lamasteak mit wunderbarer Currysauce. Nach einem gemütlichen Morgen machen wir uns auf Richtung Vulkan. Die Spuren vor uns werden immer weniger, hält die Salzdecke? Uff – nach 1 1/2 Stunden haben wir wieder Erde unter den Rädern. Unser Auto hat eine dicke Salzkruste, hoffentlich finden wir bald einen Autowäscher!

Der Weg nach Challapata entpuppt sich als übelste Wellblechpiste und das über 300km. Gibt es hier auch Teerstraßen? Gibt es, aber wenige! Nach 9 Stunden Fahrt sind wir müde endlich in Sucre. Jetzt eine Dusche!!!! Unser Entschluss steht fest, wir gehen ins Hotel mitten an der Plaza! – wunderbar mit tollem Patio und für unsere Verhältnisse superbillig! Nach zwei Nächten ziehen wir um ins neue Kolping-Hotel oben über Sucre. Das kleine Café mit herrlichem Blick für den Sundowner ist fast nebenan.

Heute am Sonntag, 10. April 2005 wollen wir nach Tarabuco, dort soll sonntags der schönste Markt Boliviens stattfinden. Es stimmt wirklich, alles ist wie im Bilderbuch!! Sucre ist wirklich eine der schönsten Städte, die wir bisher gesehen haben. Wir schlendern durch die Straßen, besuchen da und dort eine Kirche und immer wieder tolle Museen. Wir wussten gar nicht, dass es in Bolivien so tolle Masken gibt, die etwas an China erinnern. Bei einer guten Führung erfahren wir auch die Bedeutungen und hören die Musik zu der getanzt wird. Als wir zum Tor einer Schule hinein schauten, wurden wir spontan zu einer Besichtigung eingeladen.